Marokko 2014

Freitag, 28.11.2014 - Rapallo (I)

Es kann los gehen! Vor ein paar Tagen noch haben wir von Überschwemmungen im Süden Marokkos gelesen. Wir haben uns Dokumentarfilme über das Land angesehen und uns mit Büchern "eingelesen". Geschäftlich konnten wir bereits Kontakte zu Hotelbesitzern knüpfen... Aber nichts davon ersetzt eine Reise in das orientalische Marokko. Sämi, unseren Kater, haben wir eben noch kräftig geknuddelt, und schon sind wir auf der Strecke. Kaum haben wir durch den grossen St. Bernhard die Schweiz hinter uns gelassen, giesst es wie aus Kübeln. In Rapallo finden wir schliesslich einen Stellplatz zwischen Fussballstadion und Bahngleis.
Eine sanfte Meerbrise entlockt den umliegenden Palmen und Sträuchern ein Rascheln. Und zum klopfen des Reges dösen wir in die Nacht hinein.

Samstag, 29.11.2014 - Livorno (I)

Das kurze Stück entlang der ligurischen Küste ist kurvenreich und öffnet immer wieder den Blick zum Meer. Bald schon biegen wir ein auf die Autobahn welcher wir bis Livorno folgen.
Im Hafen beginnt die Suche nach unserem Warteplatz für die Verschiffung.
Wir haben keine genauen Angaben erhalten, wo dieser ist. Also fragen wir uns durch, bis ein netter Italiener gefunden wird der uns in zehnminütiger Fahrt zum gesuchten Platz lotst. Hier stehen bereits mit Waschpulver, Decken, Zahnpaste, Seilen, Fahrrädern und, und, und... gefüllte und aufgestockte Fahrzeuge. Wir gesellen uns dazu und warten.
Nach ein paar Stunden kommt ein Sammeltaxi, welches Carole für die Zoll- und Verschiffungsformalitäten abholt. Alles wirkt spontan und unorganisiert, aber trotzdem klappt es und wir können um 18.00 Uhr in den riesigen Rumpf des Schiffes einfahren. Über eine steile Rampe schnauft der Landy in das vierte Geschoss des Schiffes, wo wir millimetergenau einparken. Über ein Stromkabel welches an der Decke hängt, wird das Fahrzeug mit Strom versorgt. Unsere gekühlten Produkte bleiben uns also erhalten.
In der M/S Ikarus beziehen wir unsere geräumige Kabine mit toller Aussicht nach vorne. Das ganze Schiff macht aber einen in die Jahre gekommenen Eindruck. Nachträglich montierte Kabelbinder verbiete ich mir zu trennen, der Kabelbinder könnte Heck und Bug zusammenhalten... Die Betten hingegen sind sehr bequem, das Personal freundlich und wir schaukeln in tiefen Schlaf...

Sonntag, 30.11.2014 - Barcelona (ESP)

Starker Wellengang und ein Gemisch aus Wolken und Nebel begleiten uns Richtung Barcelona. Die Diskothek ist kurzerhand zum Einwanderungsbüro umfunktioniert worden, wo wir dem Zöllner die nötigen Formulare und Pässe aushändigen können. Dass wir noch an einen zweiten Tisch gehen sollten, um die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen, verschweigt man uns. Gegen Abend wird in der Diskothek noch einmal ein improvisiertes Zollbüro eingerichtet. Papiere und Stifte werden umhergereicht und mitten darin wird unsere grüne Fahrzeugbescheinigung fertig ausgefüllt. Nun sollte die Einreise nach Marokko relativ einfach ablaufen. Mal schauen. Die weitere Zeit vertreiben wir uns mit essen, Barbesuch, lesen, Deckinspektion, lesen, Barbesuch, dösen, essen, lesen, Deckinspektion usw.
Zum Nachtessen gibt`s einen frischen Fisch und Risotto, alles sehr lecker. Die Einfahrt in den Hafen von Barcelona, abends um 21.00 Uhr, beobachten wir bei eiskalter Bise draussen, am Heck des Schiffes. Mehrere LKW`s verlassen Ikarus.

Montag, 01.12.2014 - (Mittelmeer)

Die M/S Ikarus kennen wir bereits recht gut. Trotzdem haben wir uns heute Morgen wieder einmal auf dem 200 Meter langen Kahn verlaufen. Das Schiff wurde Ende der 90er Jahre gebaut. Nachdem das Schwesterschiff bei einem Brand zerstört wurde, hat die frühere Reederei dieses 1`600 Passagiere fassende Schiff der Minoan Lines, einer Tochter der Grimaldi Lines, verkauft. Mitten in der Nacht hat die Ikarus Barcelona verlassen und am Morgen dringen erstmals Sonnenstrahlen in unsere Kabine.
Ansonsten verläuft der Tag wieder nach dem selben Muster: essen, Barbesuch, lesen, Deckeninspektion... Einzig der Abend bringt Abwechslung, in dem der nette kolumbianische Kellner im Restaurant à la Carte auch noch andere Gäste als uns begrüssen kann.

Dienstag, 02.12.2014 - Tanger

Morgens um zwei weckt uns der strenge Wellengang. Da wir in der vordersten Kabine liegen, geht`s richtig doll auf und ab. Am frühen Morgen aber beruhigt sich die See und vom Himmel glitzern die Sterne.
Nach dem Frühstück geniessen wir die Sonne an Deck und sehen wie sich die Kontinente Europa und Afrika bei Gibraltar zuwinken. Die Fahrt an den gigantischen Felsen und den zahlreichen Frachtschiffen und Tankern vorbei führt uns schliesslich zum Fährhafen von Tanger, welcher etliche Kilometer östlich der Millionenmetropole liegt. Auf dem Schiff sind fast ausschliesslich Marokkaner. Diese freuen sich riesig auf ihre Heimat und stehen entsprechend schon früh in einer Schlange zur Rolltreppe, welche zu den Fahrzeugdecks führt. Das heraus manövrieren aus dem Schiffsrumpf (mit viel Gehuppe), die Zollabfertigung und das Verlassen des Hafens, das alles ist nach etwa 90 Minuten erledigt und ein breites Teerband führt uns westwärts. Schon bald winkt uns vom Strassenrand ein Bancomat zu. Endlich können wir uns ein paar Dirham, das ist die Landeswährung (10 Dirham sind etwa 1 sfr), besorgen.
Die dreispurige Nationalstrasse durch Tanger endet wegen einer der zahlreichen Baustellen direkt bei einer Tankstelle. Wir können weder vor noch zurück, letztlich landen zahlreiche Fahrzeuge in dieser Sackgasse, also nutzen wir die Gelegenheit, unseren halbvollen Tank zu füllen. Den Liter gibt`s hier für etwa 10 DH.
Als Nächstes wollen wir den Marjane, einer der grössten Supermärkte des Landes ansteuern, um uns mit dem Nötigsten einzudecken. Auf dem riesigen Parkplatz kommt uns sogleich ein bettelnder, etwa 12 jähriger Junge in schmutzigen Lumpen entgegen. Wir beratschlagen kurz, wie wir künftig mit solchen Situationen umgehen wollen? Der Junge gibt uns zu verstehen, er habe Hunger und nichts zu essen. Also, werden wir Ihm etwas zu Essen bringen. Wir deuten ihm an, hier zu warten. Den Parkwächter fragen wir, ob unser Auto hier sicher steht? Kein Problem, er werde zum Rechten schauen.
Der Supermarkt ist riesig. Vorwiegend gut betuchte Marokkaner füllen die rostigen Einkaufswägen mit westlichen Artikeln. Es soll hier auch Wein geben, also fragen wir danach. "Das war einmal. Alkoholische Produkte wurden zwischenzeitlich aus dem Sortiment entfernt."
Na gut. Zurück beim Fahrzeug ist der Junge verschwunden und der Parkwächter hat vor unserem rechten Vorderreifen den Teppich ausgelegt und betet.
Ein weiterer Bettler spricht uns an. Er komme aus Casablanca und habe nichts zu essen. Ihm geben wir ein Sandwich.
Eigentlich wollten wir noch etwas weiter gegen Süden fahren, aber wir haben für`s Erste genügend Eindrücke gesammelt. Also steuern wir den Camping Achakar an, welcher beim Zugang zu den Herkulesgrotten liegt. Hier soll der Sage nach Herkules einen grossen Kampf ausgetragen haben.
Vermutlich hat er es eben wieder gemacht, denn die Grotte ist wegen Aufräumarbeiten geschlossen.
Im angrenzenden Café geniessen wir unsern ersten marokkanischen Whisky, den süssen Minzentee.

Mittwoch, 03.12.2014 - Moulay Bousselham

Eine kalte Dusche läutet den Morgen ein. Der Camping hat kein Warmwasser. Unser nächstes Ziel befindet sich in etwa 120 km Entfernung. Wir möchten die Autobahn wann immer möglich auslassen und fahren über die gut ausgebaute Küstenstrasse N1 in Richtung Larache. Die Landschaft ist ausgesprochen Grün, bestückt mit südlicher Flora. Am Strassenrand wird frischer Fisch oder Huhn angeboten, indem einem die Tiere entgegengestreckt werden. Wir fahren durch grössere und kleine Ortschaften, viele mit ärmlichen Behausungen. Nach über zwei Stunden erreichen wir eine breite, geschotterte Zufahrt, die zum Campingplatz "Flamants Loisirs " in Maulay Bouselham führt. In den 90 DH für den Platz sollte auch Strom inbegriffen sein, doch der funktioniert nicht. Ist nicht schlimm, unsere Batterien sind voll.
Wir richten uns ein und laufen anschliessend ins Städtchen, welches etwa 1km vom Camping entfernt ist. Unterwegs treffen wir auf einen Hirten. "As salamu alekum", "wa alekum as-salam". Im Dörfchen kommt uns Mohamed entgegen. Er hat ein wettergegerbtes, dunkles Gesicht, dürfte um die 70ig sein und trägt eine alte Schweizer Skilehrer Jacke, in rot mit Walliserwappen auf den Ärmeln und Werbung für ein Schweizer Getränk. Auf französisch redet er auf uns ein... Doch, wir lassen uns gerne von ihm sein Heimatdorf zeigen. Auf die Frage, ob wir hier irgendwo ein Glas Wein bekommen können, führt er uns durch steile, verwinkelte Gassen vor ein Privathaus. Eine Dame in unserem Alter tritt hinaus. Sie reicht uns im versteckten sechs Flaschen marokkanischen Rotwein durch. Gleich hinter uns steht bereits ein Einheimischer an. So wird das also gemacht, im arabischen Raum...
Wir laufen durch einen kleinen Souk (Markt), und decken uns mit Früchten ein. Wunderschön, die Stände mit verschiedenen Gewürzen. Die Hühner werden lebend über die Theke gereicht.
Von einem Platz vor der Moschee kann man wunderbar die Lagune überblicken. Nun gehen wir noch hinunter an`s Meer und verabschieden uns von Mohamed, dem geschäftigen, redsamen Begleiter.
In einem Restaurant am Ortsausgang geniessen wir das Abendessen. Als wir uns auf den Rückweg machen, ist es bereits dunkel und es beginnt wie aus Kübeln zu regnen.

Donnerstag, 04.12.2014 - Rabat

Der Morgen hält wieder nur eine kalte Dusche bereit. Heute möchten wir einen grösseren Sprung der Westküste entlang machen, und dabei auch noch Rabat, die Hauptstadt, besuchen. Deshalb entschliessen wir uns, die Autobahn zu benutzen.
Obwohl wie bei uns Tempo 120 gefahren wird, und die Autobahn in wirklich sehr gutem Zustand das auch zulässt, queren immer wieder Passanten die Strasse und auf dem Mittelstreifen grasen Schafe und Ziegen. Gedankenverloren durch die Gegend zu fahren, liegt hier nicht drin. Die Gegend ist immer noch saftig grün. Wir sehen viele Störche und Reiher. Nach rund 100 km erreichen wir Rabat und die Zwillingsstadt Salé. Zusammen haben die Städte etwa 2 Millionen Einwohner. Die Strasse führt direkt am neuen Königspalast entlang, welcher kilometerlang eingezäunt und etwa alle 80 Meter mit einem Wachposten geschützt ist. Die grossen Kreisel verfügen zusätzlich über eine Ampel. Trotzdem ist der Verkehr recht chaotisch. Ein offensichtlich geistig Verwirrter wechselt zwischen dem dichten Verkehr ständig die Strassen Seite. Mal rennt er, mal stoppt er, dan rennt er wieder. Wir halten den Atem an; ob das lange gut geht?
Vor den imposanten Mauern der Nekropole Chella finden wir einen Parkplatz. Den Parkwächter bitten wir auf unser Fahrzeug acht zu geben und mit einem Taxifahrer handeln wir den Preis für die nächsten 2 bis 3 Stunden aus. Wir fahren zum Mausoleum, welches malerisch auf einem Hügel, in einem kunstvoll angerichteten Park steht. Der Zugang zum Parkgelände wird von stolzen Reitern bewacht. Das Mausoleum, welches aus strahlend weissem Marmor besteht, ist ebenfalls bewacht. Auch wir Europäer können in den mystischen Raum eintreten. Nun blicken wir hinab auf die Sarkophage von Mohammed V (Grossvater des heutigen Königs), Hassan II (Vater des heutigen Königs) und Prinz Moulay Abdallah (Sohn von Mohammed V).
Ein Geistlicher sitzt ebenfalls an diesem erhabenen Ort und liest im Koran.
Nach dem Besuch des Mausoleums gehen wir zur Kasbah (Festung). Diese wurde im 12. Jahrhundert von muslimischen Berbern erbaut. Eigentlich wollen wir die malerischen Gassen alleine besuchen, aber schon heftet sich ein erwachsener Jugendlicher an unsere Fersen. Ohne Aufforderung beginnt er mit Erzählungen über die Kasbah. Leider wehren wir zu wenig ab, handeln keinen Preis aus und lassen uns durch die malerischen Gassen führen. Alles sehr schön und sauber herausgeputzt. Carole und ich beratschlagen, was wir für die Führung zahlen werden. Wir haben kein Kleingeld und denken daher, dass 50 DH mehr als genug sind. (Ein Marokkaner muss mit ca. 80 DH pro Tag auskommen). Gefordert werden aber 270 DH. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, wir geben ihm die 50 DH und gehen leicht verstimmt auseinander.
Als nächstes besuchen wir den Souk. Der überdachte Markt geizt nicht mit betörenden Düften. Die Händler sind nicht aufdringlich, ein Spaziergang kann hier durchaus gemütlich sein.
An einem kleinen Stand möchten wir ein kleines Souvenir, ein Magnet für unsere Innendekoration im Landy erstehen.
20 DH soll das gute Stück kosten, wir haben leider nur einen 200 DH Schein dabei.
Der junge Händler verschwindet mit der 200 DH Note und kommt mit 180 DH zurück. Alles bestens, denken wir, packen das Geld ein und wollen gehen. Und da kommts... Er habe die 200 DH noch nicht erhalten. Nun gibt`s Diskussionen. Andere Händler sagen uns, sie würden dem Burschen nicht trauen. Hätten wir alle Zeit der Welt, wir würden alles ausstehen, wenn nötig zur Touristenpolizei gehen und, und, und... Doch einerseits haben wir diese Zeit nicht und andererseits wohl auch nicht die Geduld. Auch die Lust auf den kleinen Artikel ist uns nun vergangen. Und was lernen wir daraus: Kleine Noten dabei haben, grosse Noten nicht zum Wechseln mitgeben und, und, und...
Und so verlassen wir Rabat mit nicht nur guten Erinnerungen.
In Mohammedia finden wir mit dem L`Ocean Bleu einen Camping direkt am Meer. Die Küste ist sehr rau, ein kräftiger Wind peitscht die Brandung gegen die schroffe Felsküste.

Freitag, 05.12.2014 - El Jadida

Recht früh fahren wir weiter. Heute lassen wir die Autobahn wieder aus und fahren über die Nationalstrasse. Casablanca umfahren wir. Bekannt geworden durch den (ausschliesslich in Hollywood Studios gedrehten) gleichnamigen Film bietet die Stadt nur wenig Sehenswertes. Eine grosse Kreuzung, die in die Stadt führt, hält uns aber längere Zeit auf. Bettler laufen durch die Fahrzeugkolonne. Wir geben von unseren Getreideriegeln ab, welche wir dabei haben. Die Nationalstrasse ist angenehm zu fahren und zügig kommen wir vorwärts.
Nach etwas über zwei Stunden erreichen wir die Portugiesenstadt El Jadida und fahren auf den Camping International. Bei angenehmen Temperaturen richten wir uns ein. El Jadida hat etwa 350`000 Einwohner. Die "Cité Portugaise", besteht aus erhaltenen Teilen der Stadt, welche die Portugiesen ab 1500 erbaut haben.
Die Festungsmauer und das gemütliche Treiben zwischen den alten Gemäuern der Altstadt machen einen Besuch absolut lohnenswert. Am eindrücklichsten ist jedoch die 500 Jahre alte Zisterne. Im Innern spielt das Licht mit dem Wasser und den Säulen. Wo immer man steht, öffnet sich ein neuer, mystischer Blick.
Noch ganz benommen vom Gesehenen laufen wir durch Teile der Neustadt. Überall werden Waren feilgeboten. Die ganze Bevölkerung scheint auf den Beinen zu sein. Alles macht einen ausgenommen friedlichen, ruhigen Eindruck.
Wir laufen am Strand entlang zurück. Der riesige Sandstrand ist ein einziger, grosser Fussballplatz. Dutzende jagen dem runden Leder nach und am Horizont zeigt sich der Vollmond. Wir kehren zu zwei Kannen Minzentee in ein kleines Restaurant ein und bewundern das emsige Treiben am Strand. Als wir bei unserem Landy ankommen ist es bereits dunkel.

Samstag, 06.12.2014 - Safi

Im Carrefour von El Jadida decken wir uns noch einmal mit allem Erdenklichen ein. Es hat da sogar eine separate Alkoholabteilung in der wir marokkanischen Wein besorgen können.
Die Strasse führt nun etwas ins Landesinnere. Die Landschaft ist immer noch erstaunlich grün. Wir fahren durch mehrere kleinere und grösse Städte. Überall ist die Bevölkerung auf der Strasse. Zu Fuss, auf dem Esel, auf dem Wagen mit Esel. Die Esel sind hier allgegenwertig als Nutztiere. Sie pflügen, tragen und ziehen. Richtung Safi, unserem nächsten Ziel, biegt die Strasse wieder zur Küste ab. In Safi landen wir statt auf dem anvisierten Camping mitten in der Industriezone. Es dauert eine Weile, bis wir hinausfinden und den Camping International finden, der auf einem Hügel über der Stadt thront. Der zugewiesene Stellplatz ist nicht besonders schön. Wie auf dem letzen Platz hat es auch hier wieder zahlreiche Pfaue, welche sich um den Landy scharen. Ein dreibeiniger Hund gesellt sich humpelnd dazu. Der Streuner legt sich neben das Fahrzeug.
Die Nacht wird dann eher unruhig. Bis morgens um vier begleitet uns laute, marokkanische Musik aus dem Dorf durch die Nacht.

Sonntag, 07.12.2014 - Strand am Atlantik

Nach einer kalten Dusche fahren wir weiter der Küste entlang. Auf halber Strecke Richtung Essaouira finden wir ein absolut hübsches Plätzchen, zwischen Dünen und Meer, etwa 3 km abseits der Strasse.
Hier richten wir uns für den Rest des Tages ein. Wir geniessen die Sonne und laufen ein wenig dem Strand entlang. Später kommen wir in den Genuss eines wunderschönen Sonnenuntergangs.

Montag, 08.12.2014 - Essaouira

Am frühen Morgen verlassen wir unser lauschiges Plätzchen. Ein Ziegenhirte kommt uns entgegen. Er möchte eine Zigarette. Ich habe ein paar kubanische Zigarren dabei und schenke ihm eine. Kräftig muss der alte Mann ziehen, um die Glut zu halten. Er lacht und verabschiedet sich mit seinen Ziegen hinter die nächste Düne.
Zu unserem nächsten Ziel, der "Stadt des Windes" Essaouira, ist es nicht allzu weit. Auf Anhieb finden wir den Camping Sidi Magdoul. Irgendwie versucht jeder Camping den Vorherigen in punkto "minderwertige Hygiene bei den Sanitäranlagen" zu übertreffen. Hier nun wird das WC mit Eimern gespült, die Türen lassen sich nicht schliessen und das kalte Wasser in den Duschen tropft aus einem Röhrchen ohne Brause. Nun ja, so langsam haben wir uns ja daran gewöhnt.
Das hübsche Essaouira erreichen wir nach einem etwa 40 minütigen Spaziergang entlang der riesigen Strandpromenade. Durch die Stadtmauer tauchen wir ein in eine andere Welt. Überall bieten Händler ihre Waren feil. Teppiche, Schmuck, Lampen, Teekannen... das emsige Treiben zieht uns schnell in seinen Bann. Die Farben der Marktstände stehen im Kontrast zu den weiss strahlenden Gemäuern. Wir essen Tajine, ein vorzügliches, marokkanisches Eintopfgericht, serviert in einer Tonschüssel. Man kann das auf verschiedene Arten bestellen. Wir probieren Rind und Gemüse. Die Gassen führen zum Hafen, wo verschiedendster, frischer Fisch angeboten wird. Wir sehen Roche, Hai, Aal, Muräne, Makrelen... Der Fischgeruch beisst uns schon bald in der Nase. Wir steigen auf die Westbastion der alten Festungsanlage und geniessen den Blick auf die weisse Stadt.
Gegen Abend haben wir mit Nicole abgemacht, welche in Essaouira ein Riad betreibt. Nach etwas suchen finden wir das Riad Baladin als letzte Türe in einer Sackgasse. Das Riad versprüht einen verträumten Charme und bietet ganz oben auf der Terrasse einen wunderbaren Ausblick über die Stadt.
Wir verabschieden uns und setzen den Tipp von Nicole um, am Hafen ein Restaurant mit tollem Blick auf den Hauptplatz aufzusuchen. Auch hier schmeckt die Tajine vorzüglich.

Dienstag, 09.12.2014 - Marrakesch

Die Strasse von Essouira nach Marrakesch ist sehr gut ausgebaut. Man fühlt sich in einen Roman von John Steinbeck zurückversetzt, wenn man in die immer karger werdene Landschaft fährt. Immer wieder winken uns Kinder zu oder ältere Herren strecken den Daumen nach oben. Bei einer der immer wieder zahlreichen Polizeikontrollen werden wir zum ersten Mal angehalten. Mit stoischer Ruhe kontrolliert der freundliche Beamte alle Papiere, entschuldigt sich für die Unterbrechung unserer Reise, und wünscht weiterhin gute Fahrt.
Ganz plötzlich und ohne Vorankündigung öffnet sich am weiten Horizont der Blick auf das schneebedeckte Atlas Gebirge. Eindrücklich ist der Kontrast zur kargen Einöde, die gelegentlich durch Arganienbäume aufgelockert wird.
Nach über zwei Stunden Fahrt nimmt der Verkehr merklich zu. Wir nähern uns Marrakesch, der Stadt, die moderne und alterwürdige Kultur vereint und die im Moment "In" ist, wie kaum eine zweite Stadt auf unserem Planeten.
Carole kämpft sich nun mit dem LandRover um die Stadt herum zum vorzüglichen Camping "Le Relais de Marrakesch".

Mittwoch, 10.12.2014 - Marrakesch

Über Nacht sank das Thermometer auf 6°Celsius und nun geniessen wir seit langem wieder einmal eine warme Dusche. Ein Taxi bringt uns zur "roten Stadt". Unterwegs steht plötzlich mitten in einem hochfrequentierten Kreisel ein Fahrzeug vor uns. Alles hupt und hornt. Der Mann jedoch lässt sich nicht beirren, klappt in aller Seelenruhe die Sonnenblende hinunter, nimmt Schreibzeug und Papier, steigt aus und läuft um sein Fahrzeug, welches vermutlich angeschuppst wurde. Nerven muss man haben... Am Rande der Stadtmauer werden wir abgesetzt. Die Orientierung fällt zunächst etwas schwer. Wir halten uns an den Turm der "Koutoubia Moschee", der Alles überragt und kommen so zum "Jemaa el Fnaa", dem riesigen, UNESCO geschützten "Platz der Geköpften", wo Gaukler, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler, Wahrsager, Musiker ihre Tische und Stühle aufgestellt haben. Früher war der Platz das grosse Ziel der Karawanen die ausgehungert und ohne Wasser aus der Wüste kamen. Heute knipsen sich zur Mehrzahl Touristen durch das Geschehen. Aber Vorsicht, jedes Foto soll etwas kosten, jeder zu lange Blick weckt bei den Standbetreibern Begehrlichkeiten. Wir steigen hinauf auf die Terrasse eines Restaurants, wo wir in aller Ruhe eine Tajine geniessen können und wir uns am quirrligen Treiben auf dem Platz kaum satt sehen können. Man kann allerlei Slappstickeinlagen beobachten, wie etwa die Touristin, welche die Hand eines Berberaffen berührt, dabei aufschreit wie ein kleines Ferkel, rückwärts in die Arme eines Schlangenbeschwörers fällt, der ihr sogleich eine ungiftige Natter um den Hals legen will, was diese wiederum mit einem Urschrei quittiert und taumelnd das Weite suchen lässt. Wir amüsieren uns an weiteren, ähnlichen Geschichten, steigen wieder die Treppe hinunter zum Platz und dringen ein in den Souk mit den Teppichhändlern und Teekannenverkäufern. Wir bieten und handeln und schon bald haben wir unseren Rucksack mit Gegenständen gefüllt, so dass wir uns nun ohne Kaufabsichten durch die Gassen der Medina treiben lassen. Gemütlich kommen wir voran. Immer wieder geben wir Bettlern eine Grosche ab, deren Schicksal einem schon beim kurzen Hinsehen das Herz brechen lässt. Natürlich verlaufen wir uns irgendwann. Ein Junge zeigt uns den Weg zurück zum Platz, wir sollen doch einfach seinem Kollegen nachlaufen, der laufe zufälligerweise in die richtige Richtung. Nun, in Marokko glauben wir nicht mehr an solche Zufälle. Wir sagen bestimmt, "wir brauchen keinen Führer, wollen alleine laufen und bezahlen nichts". Er sei kein Führer, es kostet kein Geld. Der Junge läuft nun ein paar Meter voraus, schaut immer wieder zurück, will uns auch noch Sehenswertes zeigen. "Wir wollen das nicht, wir bezahlen nichts". So geht das noch eine ganze Weile, bis der Junge seine Hand hinhält und Geld will. Natürlich bezahlen wir nicht, er ist erzürnt, sagt noch irgendwas von "ich melde das den andern" und verschwindet zwischen den Eseln, Bettlern und Verkäufern. Noch immer kennen wir nicht den richtigen Weg, kommen in völlig abgeschiedene Quartiere, in denen Marktstände für Einheimische stehen. Beissender Geruch von Abfall steigt in unsere Nasen, trotzdem fühlen wir uns sicher und wohl. Wir fragen nach dem Weg und erhalten kostenlose Hinweise, so dass wir uns schon bald wieder dem grossen Platz nähern. Dort kommen wir am Café Argana vorbei, hier forderte im April 2011 ein Al-Quaida Anschlag 17 Menschenleben. Auch das; Teil der Geschichte des Platzes. Das Café wird wieder aufgebaut, es scheint bald wieder in alter Pracht da zu stehen. Wir setzen uns in ein Restaurant am Rande des Platzes und jetzt beginnt ein tägliches Schauspiel, wie man es nur hier, am "Jamaa el Fnaa" sehen kann. Aus allen Richtungen strömen Menschen mit Karren, schleppen Eisenstangen, Tische, Stühle, Kabel und verwandeln den Platz in eine Freiluftküche. Als ich eine kurze Sequenz filmen möchte, werde ich schon barsch zurechtgewiesen, das zu unterlassen. Für heute haben wir genug Marrakesch gesehen, taumeln nun selber über den Platz, wo sich die Schlangenbeschwörer, Boxer und Gaukler an den Rand des Platzes verzogen haben. Wir müssen allenfalls noch aufpassen, nicht auf eine der lethargisch am Boden herumliegenden schwarzen Marokko Kobras oder Puffottern zu tretten.
Riesige Boxen mit wummernden Bässen verkünden uns noch das Filmfestival von Marrakesch, welches in diesen Tagen stattfindet. Wir steigen in ein Taxi und lassen uns von einem Fahrer, den die Formel 1 bislang übersehen haben muss, zum Camping katapultieren. Gute Nacht.

Donnerstag, 11.12.2014 - Marrakesch

Wir sitzen am Vormittag gemütlich in den Campingstühlen und lesen als sich ein älterer Marokkaner zu uns gesellt. Er erzählt, dass er keine Schulbildung, und sich selber Fremdspachen beigebracht hat, so spricht er z.B. passabel Deutsch. Nach kurzem Gespräch bringt er auch schon sein Anliegen vor. Er verkauft hangemachte Aufkleber für Wohnmobile. Kamele in drei Grössen und Palmen.
Uns gefallen die Aufkleber und schon bald haben wir eine "Bastelstunde am Landy".
Wir bleiben bis Mitte Nachmittag auf dem Camping und werden dann mit dem Taxi in die Stadt geführt. Heute möchten wir Marrakesch zu etwas späterer Stunde erleben. Das Taxi setzt uns beim "Jardin Majorelle" ab. Yves Sain-Laurent hat diesen Garten im Jahr 1980 gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé erworben und renoviert. Bereits 1947 stellte der französische Künstler Jaques Majorelle seine, bei Reisen durch die Kontinente, gesammelten Pflanzen hier aus. Singende Vögel, plätscherndes Wasser und das rascheln der Blätter im Wind bilden eine Oase der Ruhe und Gelassenheit. Vorbei an meterhohen Palmen, Bambus und Kakteen gelangen wir zum ehemaligen Feriendomizil des Modeschöpfers, welches heute ein Museum ist.
Wieder draussen handeln wir mit einem Kutscher den Preis aus und lassen uns zur Medina bringen. Die Pferde ziehen die Kutsche mit stoischer Ruhe durch den dichten Verkehr. Der Kutscher erklärt uns noch das eine und andere, biegt dort und hier in engere Gassen ab. Eigentlich wollten wir den direkten Weg gehen und so kommt es wie es wohl einfach kommen muss. Die Kutsche hält, der Kutscher bittet uns mitzukommen und schon sitzen wir in einem Laden mit Kräutern, Gewürzen und Pulvern gegen alles und jedes. Nun, wir sind nachsichtig und schenken der Verkäuferin ein paar Minuten Zeit, um uns ihr Angebot vorzuführen. Dazu gibt es auch noch ein Glas Minzen-Tee. Ein Fischgewürz können wir gut gebrauchen, wir gehen zurück zur Kutsche und jetzt... BITTE direkt zum Ziel.
Der "Jemaa El Fnaa" ist mitten im täglichen Umbau für den Abend und wir setzen uns in die vielleicht höchstgelegene Terrasse am Platz, um das Geschehen von weit oben zu beobachten. Die Sonne senkt sich über den mit Satellitenschüsseln bewehrten Dächern und taucht die Stadt in rötliches Licht.
Gemütlich spazieren wir nun entlang des Platzes. Den Satz "wir haben schon gegessen" müssen wir dabei in allen Sprachen wiederholen. Wir kaufen noch ein paar köstliche Süssigkeiten und blicken auf die riesige Leinwand des Filmfestivals. Davor steht eine Bühne, und im Blitzlichtgewitter der Presse werden soeben Preise überreicht. Anschliessend wird der Film Gladiator gezeigt, der vor 14 Jahren in Marokko gedreht wurde.
Wir bestellen uns ein Taxi und verlassen, um viele Eindrücke reicher, die Stadt.

Freitag, 12.12.2014 - Imlil

Wir haben eine Einladung vom Riad Jnane Imlil. Das kleine Bergdorf liegt ungefähr auf unserer Strecke an die südliche Atlantikküste. Da wir keine GPS Koordinaten haben, geben wir den Ort in unser Navi ein. Prima! Gefunden, es kann los gehen. Wir müssen zuerst in östliche Richtung. Die Stasse wird sich mit der Zeit nach Süden richten. Als das nach etwa 1 Stunde Fahrt noch immer nicht eintrifft, nehmen wir die Karte zur Hand. NEIN, diese Strasse wird uns nie in das gesuchte Bergdörfchen bringen. Also, alles wieder zurück nach Marrakesch, wo es nun so richtig spannend wird. Unser Navi leitet uns mitten in die Medina, die Gassen werden immer enger und die Passanten reden uns zu, dass nun auch noch tiefe Torbogen der alten Stadtmauer folgen, und wir dort unmöglich durchkommen mit unserem Gefährt. Umkehren ist hier unmöglich und rückwärtsfahren, ohne irgendeinen Esel oder sonst was zu überfahren, geht auch nicht. Also, Augen zu und durch. Mittlerweile fährt ein Mopedfahrer vorne weg, der die Verkäufer, Pferde, Esel, Hunde und Katzen beiseite schiebt und uns mit allerlei Gesten zwischen den Gemäuern und ersten, tiefen Torbogen vorbei winkt. Für die Einwohner von Marrakesch ist das ein Riesengaudi, wie sich unser Landy durch die Gassen schiebt. Uns als Fahrer stockt da mehrmals der Atem. Alles geht gut, auch der engste und tiefste Torbogen der Stadtmauer wird gemeistert und mit Hilfe unseres Mopedfahrers schaffen wir es hinaus aus dem Getümmel. Unser Lotse hat sich einen Schein verdient. Es kommt eine Polizeikontrolle, der Polizist salutiert uns zu und wir lassen Marrakesch endgültig hinter uns. Kurz darauf fährt ein Auto neben uns her, der Fahrer hupt und zeigt uns eine Schweizeridenditätskarte. Wir halten an und der Fahrer erzählt uns, dass er Schweiz-Marrokanischer Doppelbürger ist und erst seit kurzem wieder hier lebt. Er wollte uns einfach in seinem Land herzlich willkommen heissen. Weiter gehts. Wir vergewissern uns nun mehrmals, dass wir auf der richtigen Strasse sind und finden so nach Asni. Von hier führt ein schmales Teerband rund 17 km in das Bergdorf Imlil.
In Imlil winden wir uns wieder durch enge Gassen und kommen zu einem Schild, welches zum Riad weist. Ein Junge im Berberanzug kommt uns bereits entgegen. Wir können das Fahrzeug auf einer eingezäunten Grünfläche abstellen. Kurzerhand werden mit Stangen und Ästen die Strom- und Telefonkabel, welche die Zufahrt bei unserer Höhe verhindern, nach oben gedrückt, wir können einfahren und sind endlich angekommen.
Das Nötigste packen wir in unsere Rucksäcke und steigen über steinige Stufen zum Riad, wo uns der auf Anhieb sympathische Mustapha empfängt.
Imlil befindet sich auf 1`740 müM. Von unserer Terrasse aus haben wir einen fantastischen Blick auf den höchsten Berg Marokkos, den Djabal Toubkal (4`167 müM). Wir sind zu einem vorzüglichen Nachtessen eingeladen. Danach lullen wir uns in alle möglichen Decken ein und schlafen im kalten Zimmer auf den harten Matratzen schnell ein.

Samstag, 13.12.2014 - Tizi n`Test

Nach dem Frühstück sind wir eingeladen, in Begleitung die nähere Umgebung zu erkunden und ein zusätzliches Gasthaus zu besuchen, welches zum Riad gehört. Beim Gasthaus angekommen, gibts bereits Tee und Süssigkeiten. Auf der schön gelegenen Terrasse bildet sich eine kleine Männerrunde. Wir reden über unsere Reise, über den König und über Marokko. Über steile Pfade wandern wir weiter. Der Weg führt durch kleine Siedlungen mit Bachläufen, vorbei an Wäsche waschenden Frauen und bergtauglichen Eseln. Das Licht kommt nun über die Gebirgskette des hohen Atlas und taucht das ganze Tal in sanftes Morgenlicht.
Wieder zurück, verabschieden wir uns bei unserem tollen Gastgeber. Vielen Dank!
Beim hinausfahren aus unserem Parkplatz kappen wir beinahe die Telefonleitung für das Bergdörfchen. Ups, das wäre schlechte Publicity gewesen...
Wieder in Asni fahren wir nun südwärts in Richtung Agadir. Die Strasse steigt schon bald kräftig aufwärts, es folgt der Tizi n`Test, ein Pass mit 2`100 m Höhe. Unbeschreibliche Ausblicke auf die Bergkette des hohen Atlas, auf herbstlich golden gefärbte Täler und rötliche Felsformationen öffnen sich uns. Hier gibst immer wieder Geröllabgänge, so dass vereinzelt kleine und grosse Steine auf der Strasse liegen.
Nach erreichen der Passhöhe sehen wir schon bald massive Strassenschäden, welche durch die grossen Unwetter der vergangenen Wochen entstanden sind. Der Pass musste längere Zeit geschlossen werden. An einer Stelle wird immer noch mit grobem Baumaterial gearbeitet und wir fahren über Sandanhäufungen und Geröll. Meter um Meter windet sich die Strasse nun nach unten und auch unser LandRover wirkt wieder kräftiger. Wir fahren noch bis Taroudannt, wo wir noch vor dem Eindunkeln einen Camping finden.

Sonntag, 14.12.2014 - Taroudannt

Der Camping du Jardin liegt etwa 3 km ausserhalb der Stadt. Beim Frühstück kommt eine Kutsche mit zwei Jungs. Sie würden uns während zwei bis drei Stunden durch die Stadt fahren und alles Sehenswerte zeigen. Wir machen einen vernünftigen Preis aus und bestellen die Kutsche für 11.00 Uhr, damit wir den grossen Markt noch sehen, der jeweils am Sonntagvormittag stattfindet.
Als um 11.30 Uhr noch immer keine Kutsche auftaucht, beschliessen wir zu Fuss in die Stadt zu gehen. Wir haben die Stadt fast erreicht, als der Kutscher neben uns hält. Fest entschlossen, das Angebot jetzt nicht mehr anzunehmen, wollen wir auf Stur machen. "Wir möchten die Stadt und den Markt nun alleine besichtigen". "Nein, bitte, es tut uns leid, ich habe Frau und Kinder!". So geht das hin und her und der Preis sinkt und sinkt. Irgendwann sind wir weichgeklopft, sitzen in der Kutsche und Afrika hat gewonnen.
Der Kutscher bringt uns nun wirklich an Orte, die wir entweder nicht erreicht oder nicht gefunden hätten. Der Markt für die Einheimischen ist noch in vollem Gange. Nur die Tiere werden an schattige Plätze gebracht und auf Ladeflächen zusammengepfercht. Alles wird feilgeboten und alles wird irgendwie gerichtet, dass es wieder verkauft werden kann. Vasen und Körbe aus alten Autoreifen, geflickte Kissen und Matratzen, Fahrräder für Kinder, bereits getragene Schuhe. Und dann der Gemüsemarkt; in allen Farben liegt das Gemüse auf der rostfarbenen Erde ausgebreitet, Berge mit Gewürzen in allen Farben und dann Früchte, Früchte, Früchte... Und überall das Gewusel von Menschen, Händlern, Kindern, Bettlern. Alles sehr eindrücklich. Wir kaufen ein Kilo Orangen für 2 DH.
Danach geht die Fahrt weiter, entlang der imposanten Stadtmauer von Taroudannt. Ein Film mit Fernandel wurde in den 50er Jahren hier gedreht, wir sehen ein paar Drehorte von damals. Dann gehen wir durch den Souk und landen auf einem belebten Platz, wo wir etwas essen und mit einer Französin ins Gespräch kommen.
Sie ist in einem Hotel in Agadir und macht hier einen Kurzbesuch. Schon vor 30 Jahren hat sie Taroudannt besucht. Die Stadt habe sich in der Zwischenzeit nicht verändert.
Obwohl wir eindringlich gebeten haben, in keinen Geschäften landen zu wollen, gehts dann doch noch in ein Teppichgeschäft, Schmuckgeschäft, Berbergeschäft und zu einer Arganienöl Kooperative. Wenn wir etwas gebrauchen können, kaufen wir dann auch noch was. Aber ja, eigentlich war das ja anders abgemacht.
Nach vier Stunden sind wir zurück. Die Jungs mit der Kutsche haben ihre Sache gut gemacht.

Montag, 15.12.2014 - Parc National de Sous-Massa

Als wir den Camping verlassen, kommt uns der Kutscher vom Vortag entgegen. Er steigt ab, schüttelt uns die Hände, führt seine Hand ans Herz und wünscht eine gute Reise. Voller Eindrücke verlassen wir Taroudannt um etwas südlich der Touristenhochburg Agadir ein warmes Plätzchen zu finden. Praktischerweise führt uns die Strasse um Agadir herum, so dass wir zügig in südliche Richtung abdrehen können. Während der Fahrt beschliessen wir, beim Sous-Massa Nationalpark einen Zwischenhalt einzulegen. Neben zahlreichen Zugvögeln beherbergt der Nationalpark auch Antilopen, Gazellen und Strausse. Die Tiere wurden hier wieder angesiedelt und man erhofft sich, ähnlich wie beim Luchs in der Schweiz, dass sich feste Populationen bilden.
Am Eingang zum Park kommt uns bereits ein Parkranger entgegen. Er wird uns den ganzen Nachmittag begleiten und weiss ungefähr, wo sich die Tiere aufhalten. Da wir unseren Rücksitz ausgebaut haben, richten wir mit Benzin- und Wasserkanister eine Sitzgelegenheit für unseren Guide ein.
Schon bald wird es sehr eng, weil ein LKW mehr als die Hälfte der Schotterstrasse blockiert. Der Fahrer winkt uns mit allerlei Gesten an seinem Fahrzeug vorbei, da hören wir ein Krachen. Durch das Auspendeln unseres Fahrzeuges traf eines unserer Kabinenfenster auf den Laster und ging zu Bruch. Mit etwa Scotch werden wir die Stelle behelfsmässig reparieren können.
Ein erster Abschnitt darf nicht befahren werden, also laufen wir insgesamt knapp 6 km dem Massa Fluss entlang, der in einem Delta am Atlantik endet. Obwohl nicht Saison für die Zugvögel ist, sehen wir ein paar junge Flamingos, Kormorane, Reiher, Ibisse und den sehr seltenen Waldrapp, den es weltweit nur noch hier gibt.
Als wir uns etwas abseits des Pfades begeben, flattert eine Eule auf. Etwas weiter rennt ein Rebhuhn über einen Hügel in Sicherheit und eine junge Eule sucht im Schatten einer Palme Schutz. Für die Sichtung von Reptilien ist es leider etwas zu kalt.
Die weitere Fahrt geht nun über einen Abschnitt der früheren Paris-Dakar Rally. Fahrer und LandRover haben nun mächtig Spass, auch wenn nach diesem tollen Abschnitt unsere Küche neu sortiert werden muss.
Ein kurzer Halt führt uns zu Höhlen in den Felsen der Atlantikküste. Diese sind mit Türen beschlagen und werden von Fischern benutzt.
Weiter geht es durch feinsten Sahara-Sand und wir gelangen zum Fischerdörfchen Tifnite. Einsam und verlassen steht der kleine Ort mitten im Sand, direkt vor der malerischen Meereskulisse. Wir laufen durch die engen Gassen und sehen einige Bewohner des Postkartenidylls, streunende Hunde und Katzen.
Nun fahren wir zu einem Abschnitt des Parks, in dem man mit Glück die ausgewilderten Tiere sehen kann. Und tatsächlich sehen wir eine Gruppe Säbelantilopen. Kurz bevor es eindunkelt kehren wir über abenteuerliche Schotter- und Sandstrassen zu unserem Ausgangspunkt zurück.
Ein weiterer, aufregender Tag endet auf dem angrenzenden Campingplatz "Sidi Wassay Beach".

Dienstag, 16.12.2014 - Sous-Massa

Auf dem Camping haben sich ein paar Franzosen eingerichtet, um die Festtage an einem warmen Ort zu verbringen. Auch uns gefällt es hier und wir geniessen Sonne und Meer.
Ein Falke landet auf der Mauer neben uns, schaut sich kurz um und hebt wieder ab. Auch kleinere Singvögel hat es auf dem Gelände, einer posiert auf einer alten Vase.
Am Abend verwöhnen wir uns im Campingrestaurant mit frittiertem Fisch und wir sehen einen schönen Sonnenuntergang.

Mittwoch, 17.12.2014 - Sidi Ifni

Entlang der Atlantikküste rollen wir nun weiter in südliche Richtung. Die Strasse bietet viele schöne Ausblicke auf das Meer und zur linken Seite steigt die Küste an zu hügeliger Landschaft. Vereinzelt queren wir touristische Bauvorhaben, aber vorwiegend prägen bewirtschaftete Acker und Felder das Bild. Zahlreiche Bauern sind mit Pferd und Werkzeug am pflügen oder reiten auf Eseln über die Felder. Bedingt durch die Überschwemmungen der letzen Wochen ist die Strasse zum Teil in marodem Zustand. Nach über zwei Stunden erreichen wir Sidi Ifni.
Das Unwetter hat hier besonders gewütet. Wassermassen haben eine Schneise der Verwüstung in der Ortschaft hinterlassen. Von einem Camping ist lediglich das Einfahrtstor und eine Mauer mit aufgemalter Schweizer Fahne stehengeblieben. Der Rest wurde ins Meer gespült.
Etwas abseits finden wir den Camping "El Barco", welcher wieder geöffnet hat. Obwohl es auch hier Verwüstungen gegeben hat, funktioniert alles wieder einigermassen. Der Camping steht vor einem imposanten Felsen. Es ist völlig windstill und entsprechend heiss wird es am Nachmittag.
Auch heute Abend essen wir wieder im Campingplatzrestaurant. Das Essen (angeboten wird meist nur Tajine) ist gesund, schmeckt gut und ist preiswert. Ausserdem haben wir den Eindruck, dass die Campingplatzbesitzer auf diese zusätzliche Einnahmequelle angewiesen sind.

Donnerstag, 18.12.2014 - Icht

Am Morgen führen wir noch ein nettes Gespräch mit Dieter un Gabi aus Deutschland. Sie fahren einen sehr grossen Camper und haben jede Menge Zeit um Marokko zu bereisen. Uns ziehts nun aber bereits weiter. Nachdem wir fast ausschliesslich die Westküste, mit ein paar Abstechern ins Landesinnere bereist haben, möchten wir nun entlang der östlichen Grenze zu Algerien wieder allmählich gegen Norden vorstossen. Mit jedem Kilometer, den wir uns jetzt von der Küste entfernen, wird die Landschaft zunehmend karger. Immer wieder passieren wir Furten, wo das Hochwasser ganze Strassenabschnitte weggefegt hat. Dank unserem Landy sind die Passagen aber kein Problem. Nach dem überqueren eines Passes windet sich die Strasse in eine Baum- und Pflanzenlose Steinwüste. In Bou-Izakarn finden wir eine Tankstelle (0.85 DH der Liter) und einen Bancomaten. Meist schnurrgrade führt die Strasse nun entlang der algerischen Grenze durch Wüstenlandschaft. Ab und zu sehen wir Lerchenvögel und schwarze Vögelchen mit weissem Scheitel und weissen Schwanzfedern. Ansonsten bilden Oasen mit wunderschönen Palmen den einzigen Kontrast zur Wüstengegend. Bei einer solchen Oase bei Icht haben zwei Franzosen eine prächtige Anlage mit kleinen Lehmhäusern, Zelten und einem Campingplatz aufgestellt. Hier, auf dem Areal "Borj Biramane" richten wir uns ein und bestaunen am Abend das endlose Firmament des Sternenhimmels.

Freitag, 19.12.2014 - Icht

Gestern hat uns Abdullah, ein Bewohner von Icht, die Besichtigung seines Heimatdorfes angeboten. Da es uns hier so gut gefällt, beschliessen wir einen Tag länger zu bleiben und das Angebot anzunehmen.
Am Vormittag laufen wir ein wenig in der Wüstengegend herum, wo Skorpione, Puffottern, Kobras oder Dornschwanzagamen vorkommen. Wir kehren ein paar Steine um, sehen aber nur einige Eidechsen, welche sich rasant aus dem Staub machen.
Am Nachmittag kommt Abdullah, und wir laufen in das etwa 300 Meter entfernte Icht. "Im Moment ist es zu kalt. Aber im Sommer sehe ich viele Schlangen", erzählt uns Abdullah auf unsere Nachfrage nach Reptilien. Das Dorf wirkt sehr verschlafen. Vereinzelt liegen Bewohner auf dem steinigen Boden herum oder unterhalten sich sitzend. Wir besuchen die teilweise noch bewohnte Altstadt-(Ruine). Viele Verbindungsgänge der Häuser sind unterirdisch und ohne Taschenlampe würden wir uns in diesem Gewirr verlaufen.
Abdullah zeigt uns das Haus seines Grossvaters. Über mehrere Treppen kommen wir Stockwerk für Stockwek ans Tageslicht und erreichen die Terrasse mit Blick auf die sandig, lehmige Altstadt oder das, was davon noch steht.
Wir kraxeln so allmählich wieder ans Tageslicht und besuchen noch die alte Moschee. Dann laufen wir durch die bewässerten, palmenumsäumten Privatgärten der Bewohner, wo Orangen und Granatäpfel reifen oder alte Esel ihr Dasein fristen.
Nun werden wir bei Abdullah eingeladen um gemeinsam einen Tee zu trinken. Die Decke des Hauses ist nach den Unwettern eingestürzt und wird im Moment wieder frisch betoniert (...ohne dabei von unten gestützt zu werden). Wir sitzen also auf dem Teppich, trinken Tee und hören das Knirschen der Decke. Wir fühlen uns angesichts dieser Umstände nicht sonderlich wohl und sind froh, das Gebäude heil zu verlassen.
Anschliessend besuchen wir eine Frauenkooperative, welche aus Plasikabfällen kleine Taschen, Schlüsselanhänger und Ähnliches herstellt. Eine gute Sache. Als wird die Frauen fragen, ob wir ein Foto machen dürfen (..der Raum ist feucht, dunkel und die arbeitenden Frauen sitzen dichtgedrängt auf einfachen Kissen am Boden) sind sie einverstanden, beginnen sich aber sofort ganz zu verschleiern... "Nein, ihr müsst nicht, das mit dem Foto lassen wir bleiben". Im kleinen Dorfladen kaufen wir sechs Eier für 6 DH.
Auf dem Rückweg kommen uns Kinder entgegen, "Bonjour", alle geben uns die Hände, ein kleines Mädchen küsst uns die Hände, auch die süsse Tochter von Abdullah kommt uns entgegen.
Abdullah erzählt uns, er habe zu wenig Arbeit, habe kein Geld. Seine Mutter habe eine kleine Rente, aber wenn sie stirbt, reicht das Geld nicht für die Ernährung der Familie. Wenn man wie wir über zwei Stunden durch solch ein "Wüstennest" läuft, wird einem sofort klar, dass hier heute, morgen und übermorgen keiner reich werden wird. Für alle Bewohner, und das sind über Tausend, hat es Strom, Mauern und ein Dach. Fliessendes Wasser oder Toiletten sind Fehlanzeige. Ein einziges Fahrzeug haben wir gesehen. Berufliche Perspektiven gibt es hier kaum.
Für uns war der Rundgang im Dorf eine gute Gelegenheit, das Leben in einer Wüstenoase hautnah zu erleben und uns Gedanken über Entbehrungen, Komfort, Luxus und das Leben allgemein zu machen.
Etwas erschöpft und im Licht von Millionen Sternen gehen wir schlafen.

Samstag, 20.12.2014 - Foum Zguid

Früh am Morgen starten wir Richtung Foum Zguid. Nur noch vereinzelt tauchen Siedlungsgebiete auf. Von weitem sehen wir wieder eine der zahlreichen Polizeikontrollen, welche immer gut ersichtlich mit einem Stoppschild und Geschwindigkeitsreduktionen gekennzeichnet sind. Der schlafende Polizist erschrickt, zieht sich seinen Hut über, springt aus dem Fahrzeug, streicht sich über seine Uniform und fragt uns, ob wir schon einmal im Land kontrolliert wurden. "Ja, wir haben Pässe, Fahrzeugpapiere, Zollpapiere und Führerschein bereits einmal gezeigt!". "Dann ist ja alles in bester Ordnung, Bonne Route!".
Jeglicher Verkehr ist nun komplett versiegt und wir rollen während über einer Stunde als "Könige der Landstrasse" über das schmale Asphaltband, bis etwas Grosses, Dunkles die Hälfte der Fahrbahn blockiert. Ein angefahrenes, totes Wildschwein liegt vor uns.
Zu beiden Seiten der Strasse ragen imposante Berg- und Felskanten in die Höhe. Alles in verschiedenen Farben und Formen. Wir sind richtig beeindruckt von dieser Landschaft. Nach etwa 300 km erreichen wir Form Zguid.
Der Ort ist ein richtiger Treffpunkt für Offroader. Unser Landy trifft hier zahlreiche 90er und 110er Kollegen. Unser schwer beladener "Packesel" könnte da viele Freundschaften eingehen.
Ein Freund hat uns den Tipp gegeben, im Chegaga eine "Omelette Berber" zu essen. Ibrahim serviert uns diese Köstlichkeit! Danke für diese Empfehlung! (www.landyschopf.ch).
Im Berberzelt des Campings, welcher mitten in einer Oase steht, nehmen wir später noch das Nachtessen ein.
Heute haben wir etwa 300 km wunderschöne Strecke gemacht und wir sind gespannt auf Morgen, denn wir wollen ein Stück alte Schotterpiste entlang der Marokkanisch/Algerischen Grenze fahren.

Sonntag, 21.12.2014 - Agdz

Die alte Strasse von Foum Zguid zu den Dünen von Mhamid ist einerseits eine grosse Abkürzung, anderseits aber auch eine sehr ruppige, für Mensch und Material belastende Strecke, welche bedingt durch die grossen Unwetter vor etwas über einem Monat, vielleicht unmöglich zu fahren ist. Wir merken schon bald, dass wir die 130km mit unserem schwer beladenen LandRover mit höchstens 15 - 30 km/h befahren können. Schon bald sind Abschnitte der gut erkennbaren Piste durch tiefe, ausgewaschene Furchen durchzogen. Trotzdem finden wir immer wieder einen Weg die tiefen Gräben zu umgehen. Ein paar Berberzelte zeugen von letzten Zivilisationsspuren und schon bald sind wir mitten in einer steinigen Wüste.
Unser treuer Landy hat im Geländegang richtig viel Griff, kommt auch mit schroffen Vertiefungen und steilen Kuppen gut zu recht. Nach etwa 1 1/2 Stunden haben wir die ersten 20 km geschafft und sind fest überzeugt, die Strecke zu meistern. Da stehen wir vor einem tiefen, unüberwindbaren und ausgetrockneten Graben, welcher durch die Unwetter entstanden ist. Wir suchen die Umgebung nach einem möglichen Durchgang ab, nichts zu machen. Wir könnten jetzt stundenlang Steine und Sand anhäufen, dann würde es vielleicht gehen, aber was kommt danach? Also beschliessen wir schweren Herzens, hier umzudrehen. Am Boden finden wir noch die frische, abgestreifte Haut einer Puffotter. Sie ist unter einem Stein eingeklemmt. Vorsichtig hebe ich den grossen Stein an. Fehlanzeige.
Auf dem Rückweg läuft plötzlich ein merkwürdiger, grosser Hühnervogel vor uns. Immer wieder schaut er zurück und läuft emsig vor unserem Landy her, sieht aus wie in einem Zeichentrickfilm. Wir beide müssen schmunzeln, halten an und fotografieren das merkwürdige Wesen.
Zur rechten sehen wir plötzlich fünf Dromedare. Behutsam pirschen wir uns an die Tiere heran bis wir denken, einen gewissen Sicherheitsabstand erreicht zu haben.
So hat sich der ganze Abstecher doch mehr als gelohnt. Nach über drei Stunden erreichen wir wieder Foum Zguid, Asphalt und einen Wegweiser der nach Ouarzazate weist. Die dortigen Fimstudios und die von aussen schöne Fassade der Kasbah lassen wir jedoch aus und biegen auf etwa der Hälfte der Strecke ab nach Agdz. Die Strasse führt über eine Hochebene (1060 müM) und bietet herrliche Ausblicke auf Oasen, alte Sandruinen und Gebirgsketten. Alles im Kontrast zum blauen Himmel. Mitte Nachmittag erreichen wir den Camping "Oasis Palmier" in Agdz. Ein Junge möchte "Bonbons oder Kugelschreiber". In Gedanken an nach uns kommende Reisende lassen wir diesen Unsinn. Im Restaurant des Campingplatzes melden wir uns für das Nachtessen an.

Montag, 22.12.2014 - Todra-Schlucht

Eigentlich wollen wir heute zu den Dünen von Erg Chebbi fahren. Nach ein paar gefahrenen Kilometern fällt uns aber ein, dass die Todra Schlucht auf einer anderen Verbindungsstrasse weiter nördlich liegt, und wir diese auf der Strecke nach Erg Chebbi gleich auch noch durchfahren könnten. Also fahren wir wieder retour nach Agdz und dann in nördliche Richtung, wo sich die Strasse über Passhöhen nach Ouarzazate windet. Unterwegs haben wir fantastische Ausblicke auf Felsen und Schluchten.
In Ouarzazate suchen wir im dichten Verkehr nach einem kleinen Supermarkt. Die marokkanische Filmmetropole macht einen sehr modernen Eindruck. Hollywood scheint hier ein paar Goldtaler liegen gelassen zu haben.
Nach unseren Einkäufen geht es weiter in östliche Richtung. Zur rechten Seite erhebt sich das schneebedeckte Atlasgebirge, während wir durch endlose Steppe fahren.
Alles läuft reibungslos, Verkehr ist so gut wie keiner vorhanden, als wir über eine Brücke in ein Dorf hineinfahren. Da kommt ein junger Mann dahergelaufen und macht einen gewagten Schritt auf unser Fahrzeug zu. Als wir noch denken, ob der Typ noch bei Sinnen ist oder ob er sich vor unser Fahrzeug werfen will, holt er schon mit dem rechten Fuss zu einer gekonnten Kickbewegung aus und tritt unseren Rückspiegel mit voller Wucht gegen das Seitenfenster. BRAVO. Leider sehen wir nun nicht mehr, ob sich der Kerl am vorstehenden Aufbau das Bein verletzt hat und wir haben auch keine Lust, das noch zu kontrollieren. Den Spiegel können wir wieder richten, alles OK, genau für solche Zwischenfälle scheint unser treues Fahrzeug gemacht zu sein....
Bald schon erreichen wir die Todra Schlucht, in der in diversen Reiseberichten vor Steine werfenden Kindern gewarnt wird. Da scheint sich aber einiges zum Besseren gewendet zu haben. Wir durchfahren die atemberaubende Schlucht ohne Probleme und bewundern die steil nach oben ragenden Felsschichten, welche an der engsten Stelle kein Sonnenlicht zu lassen und eine merkwürdige Dunkelheit erzeugen.
Wir fahren wieder retour zur Einfahrt der Schlucht und finden mit dem Camping Le Soleil ein angenehmes Plätzchen für die Nacht.

Dienstag, 23.12.2014 - Erg Chebbi

Auf dem Camping le Soleil haben wir Susanne und Bruno kennengelernt. Sie haben einen grossen RAM mit einem gemieteten Aufbau, den die beiden in Marokko so richtig austesten wollen. Sie reisen nicht zum ersten Mal durch das Land. Und so erhalten wir von Ihnen den Tip vom Camping Les Pyramides, in Merzouga, bei den Sahara-Dünen von Erg Chebbi.
Wir vereinbaren, uns dort oder bei einem Zwischenhalt in Erfoud, wo man eigenhändig nach Fossilenversteinerungen suchen kann, wieder zu treffen.
Die Fahrt geht nun mehrheitlich gegen Osten. Irgendwann schafft unser Landy den 222`222 km. Wir gönnnen ihm eine kurze Pause, die hat er sich jetzt verdient. Nun folgen, so nahe der algerischen Grenze, immer wieder Polizeikontrollen, die uns freundlich durchwinken. Wir fahren nun auch durch langgezogene Ortschaften mit vielen Schulkindern, die uns immer freundlich lächelnd zuwinken.
Nach einer Weile erreichen wir die Ortschaft Erfoud, von der eine Schotterstrasse zur algerischen Grenze abzweigt.
Bald schon verwandelt sich der Schotter zu einem schmalen Asphaltbahn und zieht sich an einigen Werkstätten vorbei, in welchen die Fossillen Fundstücke herausgewaschen, lackiert und verkauft werden. Vor einer starken Rechtskurve kommt uns ein spanisches Fahrzeug entgegen. Der Fahrer betätigt die Lichthupe und zeigt uns an, langsam zu fahren. Wir fahren behutsam weiter und sehen plötzlich, wie mitten in der Kurve ein Laster seitlich auf der Strasse liegt. Das Fahrzeug muss noch eine Weile über den Boden geschrammt sein, die Frontscheibe ist total eingeschlagen. Wir halten an und sehen die beiden Fahrer, welche benommen etwas abseits sitzen.
Wir rufen ihnen zu, fragen ob sie Hilfe brauchen. Da kommt der eine zu uns gelaufen und zeigt auf die Schramme auf seiner Stirn. Carole verarztet den Ärmsten und ich gebe einen Liter Limonade ab. Hilfe konnten die beiden bereits organisieren.
Uns ist jetzt nicht mehr nach Steine suchen, wir fahren wieder zurück nach Erfoud und dann nach Erg Chebbi auf den vereinbarten Camping.
Die Strasse führt nun direkt in südliche Richtung und die Umgebung wir zunehmend von Sandverwehungen bestimmt. Das letzte Stück der Anfahrt führt durch feinen Sand und unser Landy muss sich mit tiefem Heck ganz schön durch den tiefen Sand wühlen. Irgendwie schaffen wir es aber auf einen tollen Stellplatz direkt an den Dünen, ohne dass wir Schaufel und Sandblech bemühen müssen. Später treffen auch noch die beiden Schweizer ein. Wir trinken gemeinsam einen Apero und beobachten wie die untergehende Sonne die Dünen in sanftes Rot taucht.

Mittwoch, 24.12.2014 - Erg Chebbi

In der Nacht war es nur knapp über 1°Celsius. Mit der aufgehenden Sonne kommt aber sofort auch die Wärme und das Thermometer steigt minütlich, so dass wir unser Frühstück bei angenehmen Temperaturen im Freien geniessen können.
Gegen Mittag holt uns Amar mit seinen Dromedaren ab und wir machen einen Ausritt in die Wüste. Gemächlich bringen uns die eleganten Tiere zu einer hohen Düne. Bereits beim aufstehen der Wüstentiere muss man sich kräftig festhalten, um nicht nach vorne oder hinten geschleudert zu werden. Das absitzen inkl. darauf sitzen bleiben erfordert aber wesentlich mehr Einsatz. Auf alle Fälle schaffen wir es, nicht mit allen Vieren nach oben im weichen Wüstensand zu landen. Ich laufe nun etwa 80 Meter die steile Düne hinauf und kehre dann wieder um mit dem Gedanken, gegen Abend noch einmal zur Düne zu gehen, und von oben den Sonnenuntergang zu geniessen.
Wir reiten wieder zurück und die Dromedare werfen uns direkt vor dem Landy ab, wo der gemütliche Ausritt sein Ende findet.
Am späten Nachmittag laufe ich dann mit Susanne und Bruno zu der hohen Düne. Bis wir den Aufstieg erreichen, vergeht etwa eine halbe Stunde. Und nun geht es steil aufwärts wobei es sehr schwierig ist, Distanz und Höhe abzuschätzen. Ich denke, die Düne ist über 150 Meter hoch und der Aufstieg bringt mich ganz schön ins Keuchen. Nach etwa 10 Minuten ist die Hälfte des Aufstiegs geschafft und nun kommt noch ein ganz steiles Stück. Jeder Schritt ist nun ganz harte Arbeit und muss quasi zweimal gemacht werden, da der Sand ganz unfreundlich nachgibt. Nach weiteren 15 Minuten und schwer keuchend erreiche ich den hohen Kamm, dieser prachtvollen Düne und direkt über mir kreist ein Raubvogel. Er hat wohl das Ganze aus grosser Höhe beobachtet und muss nun einsehen, dass ich nicht die erhoffte Wüstenmaus bin.
Mit Susanne und Bruno geniesse ich eine ganze Weile den ungestörten Ausblick und die Stille als urplötzlich Motorengebrüll und laute Rufe die Ruhe stören. Ein paar Franzosen dröhnen mit ihren Enduros von weit unten direkt auf den Gipfel der Düne, packen ein Frisbee aus und vergnügen sich im Abendlicht.
Wieder entschwindet ein Paradies, aber ich durfte wenigstens kurz davon träumen.
Der Abstieg ist dann ein Kinderspiel und noch bevor sich der endlose Sternenhimmel öffnet, sind wir zurück.
Das Abendessen in der Auberne, eine Tajine mit Huhn, schmeckt gut und wir verbringen einen gemütlichen Heiligabend mit den beiden Schweizern.

Donnerstag, 25.12.2014 - Gorges du Ziz

Früh am Morgen verabschieden wir uns von Susanne und Bruno. Wir wollen nun in nördliche Richtung, durch das Ziz-Tal nach Fès. Irgendwo dazwischen planen wir eine Übernachtung ein.
Bei einer Tankstelle füllen wir unseren fast leeren Tank. Ein junger Mann mit Nikolaus-Kappe kommt auf uns zu. "Wow, was für ein Fahrzeug!". Er komme aus Irland, mache eine wöchige Tour durch das Land, mit Guide, und gehe dann noch eine Woche surfen. "Wow, von der Schweiz hierher. Einen LandRover mit so einem Aufsatz, das habe ich noch nie gesehen! Wunderbar", kommentiert er ganz begeistert. Er will mit mir und dem Fahrzeug ein Foto machen. "Klar, kein Problem". Ich gebe ihm noch die Email-Adresse. "Ein Abzug wäre toll! Tschüss!".
Wir fahren durch Ar-Rachidia, welche eine eine typische Militärstadt ist. Viele Soldaten und blitzsaubere Strassen. Einige Schulkinder kommen uns entgegen. Wir sehen gleichzeitig etwa fünfzig winkende Hände und winken ebenso fröhlich zurück. Ein Mädchen treibt es auf die Spitze und tanzt in bester J.Lo-Manier ein kurzes, schwungvolles Tänzchen. Obwohl es ihr danach kurz peinlich ist, einen Applaus von uns und Daumen nach oben hat sie sich für diese Einlage verdient.
Wir erreichen das Kasbah Hotel Jurassique, welches nebenbei auch Platz für Wohnmobile hat. Das Hotel liegt sehr schön im Tal, und ein Weg führt hinunter zum Fluss.
Der Hain, welcher unseren Stellplatz umgibt, besteht aus Pfefferbäumen. Wir pflücken ein paar Pfefferäste, reiben die Körner zwischen den Händen damit sich die Schale löst und gewinnen so eine Schachtel voll frischer Pfefferkörner. Nach dieser "schweren Arbeit" begeben wir uns noch an den Fluss und schon verabschiedet sich die Sonne hinter den hoch aufragenden Felsen.
Das Abendessen im Kasbah Hotel Jusassique, Couscous, Rindfleisch und Gemüse ist vorzüglich. Die Besitzer heizen während unserem Essen kräftig den Kamin ein, so dass es einigermassen warm wird im Restaurant.

Freitag, 26.12.2014 - Fès

Gleich zu Beginn unserer heutigen Route fahren wir durch den Legionärstunnel, welcher die französische Fremdenlegion in den 1930er Jahren gebohrt hat. Wir fahren recht zügig durch die Gorges du Ziz und blicken kurz vor Zaida auf ein paar seltsame Steinhaufen, die vermutlich naturgewollt daliegen.
Die Strasse windet sich nun immer in höhere Lagen und überquert eine Passhöhe von 2`160 MüM. Beidseits der Strasse liegt vereinzelt Schnee und das folgende Hochplateau hat einen kleinen See.
Auffällig sind die vielen Strassenköter, vermutlich Nachfahren von Hirtenhunden, welche der Strasse entlanglungern.
Öfters sind nun ganz einfache Bauernsiedlungen auszumachen. Bei Vielen besteht das Dach, wenn sie denn eines haben, aus Plastikplanen, da die Bewohner ansonsten Angst davor haben, dass das Dach ihnen auf den Kopf fällt.
Nun bilden sich amüsante Anblicke. Vereinzelt tauchen kleine, schneebedeckte Hänge auf, wo geschäftstüchtige Marokkaner ihre farbigen, selbstgemachten Schlitten vermieten.
Die wohl eher gutbetuchte Bevölkerung fährt dann auch von weit her zu diesen Vermietungen, und fährt mit Kind und Kegel die kaum länger als 10m langen Pisten hinunter.
Die Gegend sieht nun aus wie im Schwarzwald. Zahlreiche Nadelbäume, dichter Wald und Schnee. Und dann taucht plötzlich Ifrane auf. Nach drei Wochen Marokka trauen wir unseren Augen kaum. Prachtvolle Chalets, abgesperrte Villenviertel. Wir fahren noch einmal zurück, fahren durch das Dörfchen mit schönen Blumenanlagen, Brunnen, Fussgängerzone, Dorfplatz etc. Hier ist Europa, und hier hat sich der ehemalige König Hassan II, wie auch viele reiche Franzosen prachtvolle Villen bauen lassen.
Sogar der Weinladen ist hier für alle zugänglich, und nicht wie sonst versteckt. Leider hat er gerade jetzt zu...
Die Strasse geht nun langsam abwärts und es folgen zahlreiche Apfelplantagen. Die Äpfel werden direkt vor den Plantagen, farblich schön abgestimmt in Holzkisten angeboten.
Mit der Einfahrt in die Stadt Fès folgt die "treffsichere Rechte", welcher wir seit Tagen sauber ausgewichen sind. Wir stehen mitten im Verkehrschaos, ein Mopedfahrer hält neben unserem Fahrzeug, "bitte die Scheibe herunterkurbeln". Gut, vielleicht löst sich eines unserer Räder, vielleicht ist unsere Leiter heruntergeklappt, also hören wir, was der gute Mann zu sagen hat. Er deutet irgendwas mit den Händen, ich höre "Medina, Fès", ich sage "Alles in Ordnung, tschüss!".
Wir fahren weiter durch den Stossverkehr, aber der Mopedfahrer hängt sich wie eine ekelhafte Fliege ganz nah an die Stossstange. Ich muss jetzt auf das Verkehrsgewusel und auf den Mopedfahrer acht geben, da dieser immer wieder seitlich auffährt. Endlich habe ich freie Bahn und kann auf 80 km/h (uiuiui, erlaub sind 60 km/h) beschleunigen, das Moped sehe ich jetzt nicht mehr im Rückspiegel.
Wir finden ein kleines Einkaufszentrum und halten nebenan in einer schmalen Gasse. Und schon fährt das Moped vorbei und hält 10 Meter vor uns. "Carole, geh du schon mal einkaufen, ich unterhalte mich in der Zwischenzeit mit dem nervigen Verfolger".
"Mein Bruder zeigt Ihnen die Altstadt von Fès. Die schönste in Marokko". "Wir brauchen keinen Guide!". "Doch, doch! Sie brauchen einen. Sie finden sich sonst nicht zurecht!" Und schon hält er mir sein Natel mit seinem deutschsprachigen Bruder ans Ohr. "Gut, geben Sie mir ihre Telefonnummer. Aber... wir brauchen KEINEN Guide!" "Doch, doch..." und so geht das noch Minuten lang hin und her. Selbst nachdem Carole vom Einkauf zurück kommt steht der Mopedfahrer noch da. "Tschüss!!!!". "Wohin wollen sie fahren?". "Zum Camping". "Ich zeige Ihnen den Weg, fahren Sie mir nach. Kostet nichts": "Wir haben Navi, wir finden zum Camping. Tschüssssssss!!!".
Und so erreichen wir schliesslich den Camping Diamant Vert. Wir geniessen draussen die Abendsonne, als wir beobachten, wie eine der streunenden Katzen mit einer grossen Kröte spielt. Nachdem wir die schön gezeichnete Kröte fotografiert haben, retten wir sie vor den Fängen der Katze und setzen setzen sie an einem sicheren Ort aus.
Im Campingrestaurant essen wir ein gutes Stück Fleisch, sie nennen es hier "Cordon Bleu", bei uns wäre es Rindfleisch mit Champignonsauce.

Samstag, 27.12.2014 - Fès

Der Campingplatz ist etwas sonderbar am Rande einer Ferienanlage mit teuren Bungalows angebracht. Die Seite zu den Bungalows ist mit einem streng bewachten Eingangstor versehen, während auf der Campingseite, entlang einer befahrenen Strasse, praktisch jedermann Zugang hat. Was solls`s, wir haben gut geschlafen und ein paar Duschen hatten sogar warmes Wasser. An der Reception fragen wir nun, ob man uns ein Taxi bestellen könnte. Das geht aber nicht, wir müssen den teuren Touristenbus der Ferienanlage nehmen. "Wie bitte?". Aber auch nach mehrmaligem Nachfragen ist es der Reception einfach nicht möglich, ein Taxi zu bestellen. Also nehmen wir die "De Luxe Variante" und lassen uns beide mit dem für neun Personen ausgelegten Van zur Altstadt fahren.
Der Eingang in die Medina sieht eindrucksvoll aus. Alte Häuser, ein kleiner, belebter Platz und verschiedene Gassen, die sich hangabwärts winden. Die Altstadt von Fés liegt an einem Hang, so dass die Hauptgassen alle ein starkes Gefälle aufweisen.
Wir laufen nun durch eine solche Hauptgasse den Hang hinunter. Rechts- und links sind kleine Läden mit Lederwaren, Seidentüchern, Lampen, Handwerk und Vielem mehr. Im Gegensatz zu anderen Städten in Marokko macht Fés einen sehr westlichen Eindruck auf uns. Die Kleidung der Leute, die Geschäfte, die vielen Touristen und vielleicht auch die eher kalten Temperaturen können den Ausschlag dafür geben.
Die zahllosen Geschäfte und die überall ausgehängten Waren lassen kaum Blicke auf das alte Gemäuer der Stadt zu, was zweifellos schade ist. Auch lungern zahlreiche finstere Gestalten herum und so beobachten wir zum Beispiel, wie ein paar solcher Taugenichtse einem armen, alten Bettler versuchen die paar erhaltenen Groschen aus der Hand zu stehlen.
Auch dass wir halt immer wieder angesprochen werden "Deutsch, Englisch, Holland???, Wir gute Ware, bitte schauen, hier..." haben wir irgendwann mal satt. Trotzdem gibt es viele schöne Szenen, Handwerker mit ihren Schubkarren oder Esel und Maultiere, die durch die engen Gassen zirkeln. Etwas abseits dieser Hauptgassen geht es dann schon ruhiger zu und her. Hier kann man sich dann auch in aller Ruhe mal das finstere Gemäuer der Häuser und abenteuerliche Gerüste ansehen, welche die Stadt richtiggehend am herab rutschen in die Talsohle zu hindern scheinen.
Die Altstadt von Fès war lange Zeit von der Oberschicht bewohnt, welche sich irgendwann in Neubauten der Umgebung zurückzog und die zurückgelassenen Häuser den Armen überliess.
Diese bewohnen nun die zahlreichen Prachtbauten, welche nicht mehr renoviert werden, und langsam zerfallen.
Wir möchten noch die Gerberei sehen und folgen einfach dem Gestank in der Luft. Schon bald werden wir von jemandem angesprochen, der uns auf eine Terrasse führt, von wo man aus einen eindrucksvollen Blick auf die verschiedenen Färberbecken hat. Vorher erhalten wir aber noch ein paar Minzenblätter, die wir uns vor die Nase halten sollen. Der Gestank von Blut, Leder, Taubenmist und abgestandenem Wasser ist wirklich kaum zu beschreiben.
Die Arbeiter, welche in den Bottichen stehen und diese harte Arbeit machen, sind wirklich nicht zu beneiden.
Für`s Auge ist das Zusammenspiel der Farben, der alten Häuser und das Treiben der Arbeiter ein echter Genuss.
Natürlich wurden wir nicht ohne Hintergedanken auf diese schöne Terrasse geführt. Unser Begleiter weicht uns jetzt nicht mehr von der Seite und führt uns durch jeden Raum des Ledergeschäftes, welches im Besitz der Terrassen ist. Tatsächlich hat es hier ein paar schöne Lederwaren und wir kaufen eine Tasche und einen Gürtel zu erschwinglichem Preis.
Wir essen noch etwas, bei einem kleinen Strassenrestaurant, wo wir dann auch den Mopedfahrer von gestern sehen (Er sieht uns zum Glück nicht).
Mit Taxis lassen wir uns über den Carrefour retour zum Camping fahren, was ein Bruchteil der Fahrt in die Stadt kostet.

Sonntag, 28.12.2014 - Chefchaouen

Die Fahrt aus Fés führt nun durch Bezirke der Neustadt. Immer wieder Kreisel. Wir haben während der ganzen Reisezeit nicht begriffen, wie da genau der Vortritt geregelt ist (die Marokkaner aber offensichtlich auch nicht). Anscheinend haben wir uns aber ganz gut angepasst, irgendwie kommen wir immer durch. Am Stadtrand geht die Strasse durch einen Wochenmarkt steil nach oben, so dass wir einen tollen Blick über die Stadt haben. Weniger toll sind die gigantischen Müllberge am Rand der Stadt, die sich zu beiden Seiten der Strasse auftürmen. Zahlreiche Reiher, Hunde, Katzen und sogar Kühe wühlen darin nach Essbarem. Der Wind wirbelt Plastiksäcke über die Strasse, es riecht sauer. Marokko hat definitiv ein Problem mit der Müllentsorgung. Bald schon ist die Landschaft wieder reizvoll und die Strasse verläuft in grossen Bögen zum Rif-Gebirge.
Diese Region ist auch bekannt für den Cannabis Anbau. Viele Bauern sind mit ihrem Pferd am pflügen. Vereinzelt sehen wir auch, wie mehrere Bauern mit vorgehängten Säcken im Gleichschritt über das Feld laufen und Saat streuen. Sonntag scheint auch Waschtag zu sein. Viele Frauen sind an kleinen Bachläufen am Wäsche waschen. Überall flattert bunte Kleidung zum trocknen im Wind. Die Leute sind fröhlich und winken uns zu.
Durch saftig grüne Landschaft öffnet sich plötzlich der Blick auf Chefchaouen, welches sich vor uns im schönsten Sonnenkleid zeigt. Der Anblick der weissen Stadt von oben ist wirklich sehr beeindruckend, wir halten an und machen ein paar Fotos.
In Chefchaouen finden wir den Camping Azilan, welcher sich am Hang über dem Städtchen befindet. Der Platz macht einen ordentlichen Eindruck, er liegt direkt am Eingang zum Nationalpark Talassemtane, und wir hoffen auf eine warme Dusche.

Dienstag, 30.12.2014 - Tanger Med (Verschiffung)

Das Rifgebierge erstrahlt saftig grün unter blauem Himmel. Die Fahrt geht durch prächtige Täler über gut ausgebaute Strassen. Überhaupt scheint uns die Infrastruktur im Norden des Landes fortgeschrittener als in anderen Landesteilen. Die Häuser sind meistens sogar gestrichen und fast immer fertig gebaut. Für die Bahn hat es sogar moderne Viadukte und die grössere Städte haben asphaltierte Gehwege. Ob der Reichtum vom Canabisanbau kommt? Bei einem Geschäft halten wir an. Hier nun endlich kaufen wir ein paar Flaschen Arganöl oder "marokkanisches Gold", wie es auch genannt wird.
Bald schon sehen wir das Mittelmeer und die Strasse geht in engen Serpentinen abwärts. Zahlreich sind nun langsame, schwer beladene LKW`s unterwegs. Bei einer engen Kurve, als wir auf der doppelspurigen Fahrbahn aussen überholen wollen, werden wir um ein Haar seitlich angefahren, als ein LKW ohne Vorwarnung ausschwenkt. Ein Schlenker ins Grüne bewahrt uns vor Schlimmerem. Das Schlimme wartet aber schon bei der Einfahrt zum Hafen, beim Zollhäuschen, auf uns. Es trägt einen offiziellen Ausweis, weist uns auf einen Parkplatz, fragt nach unseren Pässen und bevor wir merken, dass hier kein offizieller Zöllner sein Werk verrichtet, verschwindet das "Schlimme" mit unseren Pässen und Fahrzeugdokumenten im Zollhäuschen.
Das alles hätten wir natürlich selber machen können, Zeit haben wir ja genug... man hat nie, aber auch wirklich nie ausgelernt.
Nun gut, das "Schlimme" kommt zurück, "ich habe alles erledigt, hier sind Ausweis, Fahrzeugpapiere, Tickets...", "Besten Dank, Tsch..."- "das macht dann 50-ig!!!"-"Ah gut, 50 Dirham, kein Prob..." - "EURO!!!" - "WAS! Sind sie noch bei Sinnen!!! 50 EURO für 3 Minuten Arbeit!!!!!" - Nun, letztlich geben wir ihm ein Bruchteil vom Verlangten, trotzdem ist in diesem Falle jeder EURO ein EURO zu viel... Wir fahren nun noch durch zahllose Kontrollen, dabei ist auch eine teure Röntgenanlage für das Fahrzeug. Alles scheint uns sehr gut organisiert, besser als auf italienischer Seite.
Ohne lange zu warten, fahren wir auch schon auf die Fähre und lassen das Fahrzeug am Strom anschliessen.

Mittwoch, 31.12.2014 - Samstag, 03.01.2015 Auf See und über Pisa nach Hause

Wunderbares Wetter auf der ganzen Fahrt. Wir sitzen an Deck und lesen. Am Abend folgt eine sternenklare Einfahrt in den Hafen von Barcelona. Wir stehen hoch oben auf dem Deck, ein prächtiger Ausblick. Wir teilen das für 1`600 Passagiere gebaute Schiff mit 248 anderen Passagieren als wir den Hafen um etwa 21.00 Uhr wieder verlassen. Gegen Mitternacht sehen wir an der spanischen Küste vereinzelt Feuerwerke: "ALLES GUTE FÜR DAS NEUE JAHR!".

 

Als wir am offenen Gebetsraum vorbeilaufen, fällt uns auf, dass Mekka nun nicht mehr gegen die Wand (Wie bei der Hinfahrt), sondern gegen den Gang liegt. Beim vorbeilaufen starren uns nun also die Augen der Betenden an, bei der Hinfahrt war das doch der... Nun ja, auf alle Fälle haben wir nun wieder schönstes Wetter und auch vor der französischen Mittelmeerküste verbringen wir viel Zeit an Deck.

 

Wie schon bei der Hinfahrt waren wir auch auf dieser Reise meistens die Einzigen, welche sich im Restaurant "A la Carte" verpflegt haben. Der nette Kellner aus Kolumbien, mit welchem wir ein paar gute Gespräche an Bord hatten, und dem wir zum Abschied eine feine Schweizer Schoggi gegeben haben, will uns heute auf seine Art danken. Die Zollbehörde kommt an Bord und er führt uns durch, sagen wir mal "dem Schiffspersonal vorbehaltene" Korridore zur Zollbehörde, damit wir frühzeitig dort sind. Nun, das hätte natürlich nicht sein müssen. Umso mehr tut er uns dann leid, als er vom Vorgesetzten deswegen eine zünftige Brause einfängt.
Wir müssen noch ein etwa 5 x 8 cm grosses, schräg zugeschnittenes Papierchen ausfüllen mit Name und Geburtsjahr. Alles Sachen die auch im Pass stehen. Das Zettelchen und den Pass müssen wir nun der Zollbehörde zeigen, welche das Zettelchen und den Pass kontrolliert, abstempelt und wieder zurückgibt.
Über die Rolltreppe, die nicht rollt gehen wir hinunter zum Deck vier, starten den Motor und fahren über die Rampe an Land, wo uns das Zettelchen aus dem Pass gezogen wir (Alles ganz lustig aber auch sinnfrei). Wir beantworten die Frage, ober wir auf Tanger oder Barcelona kommen mit "Tanger" und werden von nun an überall durch gewunken.
Bei einer Flussmündung in Pisa finden wir einen tollen Stellplatz, der Letzte auf unserer Reise.

 

Wir schauen uns noch kurz in der Umgebung des Stellplatzes um und fahren anschliessend Richtung Gotthard. Mit vielen Eindrücken, Gedanken und mehrheitlich wunderschönen Erinnerungen erreichen wir die in Nebel, Regen und Schnee gehüllte Schweiz. Einfahrt ins Quartier, rückwärts über einen grossen Schneehaufen auf den Abstellplatz, Motor aus, die lange Heimreise ist geschafft....