Bella Italia 2024

06.09.2024

Der Landy ist bereit für eine 3 Wöchige Reise. Noch am Vormittag knuddeln wir Kater Marly und Kätzchen Amy und fahren los.

In steilen Serpentinen schlängeln wir uns auf die Passhöhe des Grossen Sankt Bernhard. Die Strasse ist schmal und die Felsvorsätze sind zum Teil gefährlich nahe an unserer Kabine. Oben, auf 2'469 müM angekommen, gönnen wir uns und unserem alten Gefährten eine Pause. Ein kühler Wind bläst die Wolken in horrendem Tempo die Gebirgszüge entlang.

Wir verlassen die Passhöhe und schlängeln uns mit Motorbremse talwärts. Auf dem Camping Mombarone, einem mit Kastanienbäumen bepflanzten, ruhig gelegenen Campingplatz, endet unsere erste Etappe und wir geniessen neben einem rauschenden Bächlein die letzten Sonnenstrahlen.

 


07.09.2024

Autobahn fahren ist per se nichts schönes. Die Autobahn vom Piemont durch die Lombardei nach Emilia-Romagna macht da keine Ausnahme. Es reiht sich Reisfeld an Reisfeld. Einzig zahlreiche Vogelarten wie Reiher und (zugewanderte) Ibise sorgen für Abwechslung entlang der schnurgeraden Autobahn. Bei Modena verlassen wir diese und wir schlängeln uns über ein abenteuerliches Strässchen zu einem Nomady Stellplatz. Ein hübsches Plätzchen. Nebst den vielen zutraulichen Katzen hat es unter den Feigen- und Walnussbäumen auch lästige Tigermücken, so das wir den ansonsten sehr schönen Stellplatz nur bedingt geniessen können. Unsere Gastgeberin, eine ukrainische Winzerin, lernen wir nicht kennen, da sie abwesend ist.


08.09.2024

Eine kurze Radtour führt uns zu abgelegenen Bauernhöfen und leerstehenden Villen. Kurvenreich windet sich ein asphaltiertes, gut befahrbares Strässchen durch das hügelige Gelände. Das tropischfeuchte Klima sorgt in dieser pittoreken Gegend für abwechslungsreichen Pflanzenwuchs.

Nachdem wir das "Hochland" um Modena verlassen haben geht's über die 3- und 4- spurige Autobahn vorbei an Bologna weiter in Richtung Adriaküste, wo wir bei regnerischem Wetter auf den Camping Rubicone einbiegen. Zwar ist auch dies einer der Retorten ähnlich erstellten Plätze an der vielbesuchten Küste. Mit seiner schönen Flora hat er trotzdem ein gewisses Flair. Eine kleine Strasse trennt den Campingplatz von der Strandbar, wo wir ein Apéro geniessen. Im Restaurant überrascht uns die Küche mit einem fein zubereiteten Abendessen.


09.09.2024

Mit dem Fahrrad, entlang endloser 3-Sterne Hotelketten erreichen wir nach 17 km die touristische Hochburg Rimini. Dessen herausgeputzter Pier glänzt im Sonnenlicht, und ein paar Kormorane trocknen sich auf der Fischerhütte das nasse Gefieder. Nachdem wir in einer nicht ganz so günstigen Strandbar unseren Durst gelöscht haben, radeln wir wieder zurück zum Campingplatz.


10.09.2024

Der Tag beginnt tierisch. Beim Öffnen des Kleiderschranks fliegt mir ein grosser Windenschwärmer entgegen. Und draussen krabbelt ein schönes Exemplar der hier häufigen Ruinen-Eidechse um den Landy. Unsere heutige Radtour führt nach Cesenatico. Beim ersten Gewässer beobachten wir eine Bisamratten-Familie bei Schwimmübungen und in Cesenatico bewundern wir die alten, farbenprächtigen Boote im Schifffahrts Museum. Unsere Radfahrt führt uns dann ins Landesinnere, entlang von Baumnuss- und Apfelplantagen wieder zurück zum Campingplatz.


11.09.2024

Gegen Mittag haben wir die Sachen verstaut, starten den Landy und fahren schon bald durch abwechslungsreiche Landschaft zur Azienda agraria bartolacci, einem Nomady Camping bei einem Weinbauern. Hier könnten etwa zehn Wohnmobiele in dichter Reihenfolge etwas erhöht über dem Weinberg stehen. Heute stehen mit uns zwei weitere Camper auf dem Plateaux, was noch so knapp dem Nomady-Gedanken entspricht. Nach kurzer Pause satteln wir unsere Fahrräder und besuchen das nahegelegene Mondolfo, das neben ein paar alten Gassen und Steinhäusern eine kleine Burg beherbergt.

Etwas später erreichen wir Marotta. Im Vergleich zu Rimini ein chilliger Strand mit ein paar niedlichen Restaurants. Hier sorgt der starke Wind für reichlich Wellengang und eine Handvoll Surfer brettert über die aufgewühlte Adria. Bei einer kleinen Strandbar bewundern wir die cleveren Sitznischen, die direkt am Meer stehen.

Am frühen Abend schweift unser Blick über die Weinberge. Wir lassen den Tag bei einem Raclette ausklingen und geniessen das Zirpen der Grillen.


12.09.2024

Auf "Roadsurfer" haben wir den Camping Aziende Agricola Abbruzzetti ausfindig gemacht. Schon während der Hinfahrt trübt das Wetter ein. Bei der Ankunft über eine steile Strasse empfängt uns ein alter 109er Land Rover und wir geniessen die schöne Aussicht auf die Adria. Schon bald schlägt das Wetter in Dauerregen um und wir machen den Landy mit Markise und Planen Wetterfest.


13.09.2024

Bei Starkregen packen wir zusammen. Durchnässt geht unsere Fahrt weiter zur Küstenstadt San Benedetto. Hier stellen wir fest, das viele Campingplätze bereits geschlossen haben. Etwas weiter südlich stossen wir in Giulianova auf den einfachen Camping Golden Beach. "Wir haben noch bis Sonntag geöffnet" erklärt und die Dame an der Reception. Das passt ja.


14.09.2024

Eine wunderschöne Radtour führt durch das Natural Reserve Borsacchio. Die Fahrt geht durch hügelige Landschaft mit toller Aussicht auf die schneebedeckten Abruzzen und die Adria. An der höchsten Stelle unserer Tour machen wir bei einem einfachen Restaurant einen Zwischenhalt.


15.09.2024

Wir wechseln von der Adria an die Mittelmeerküste. Im 20km langen Gran-Sasso Tunnel queren wir die Abruzzen. Unser anvisierter Campingplatz in Rom ist total augebucht. Also wende ich auf dem zugeparkten Vorplatz, wir fahren wieder hinaus aus der Stadt und finden mit dem Camping International einen kleinen und einfachen Campingplatz am Meer, etwa 30km von Rom entfernt. Ohne Unterbruch donnern Linienflugzeuge hoch über den Campingplatz.

Der Camping Internazionale di Castelfusano ist einfach aber zweckmässig. Der Stellplatz ist sogar ansprechend schön, umgeben von üppiger Dünenvegetation. Zum dunkelsandigem Strand, der vor allem von den städtischen Römern besucht wird, sind es zu Fuss 5 Minuten. Dieser kann mit seinen Grafitibesprühten Mauern den städtischen Charme nicht ganz verbergen.


16.09.2024

7 Euro bezahlen wir für die ÖV Tageskarte "Rom". Mit Bus, Zug und U-Bahn erreichen wir die Metropole in 1 1/4 Stunden. Wir erkunden, quasi im Strom von tausenden Besuchern aus aller Welt die Sehenswürdigkeiten, die alle recht nahe beieinander liegen. Kolosseum, Piazza Navona (Mit durch Baugerüste verdeckte Brunnen), Trevi-Brunnen, Pantheon, Spanische Treppe (Wo ich mich auf exakt die Stelle setzen kann, wo einst Gregory Peck und die wunderbare Audrey Hepburn flanierten), Engelsburg und am schluss noch der Petersdom und dann... verlaufen wir uns auf der Suche nach der U-Bahn Station.


17.09.2024

Der Bracciano See entstand durch den Wassereinbruch in einen Vulkankrater, weshalb er kreisrund ist. Wir erreichen den Azzurro Camping Village nach einer 2-Stündiger Fahrt, die uns um Rom herum führt. Der Stellplatz ist an sich nichts Schönes, aber durch die Lage etwa 100 m vom Seeufer entfernt begünstigt. Das Restaurant bietet um diese Jahreszeit nur leckere Pizza und einige Getränke. Auf dem Campingplatz kommen wir auch mit dem Lehrer eines Gymnasiastenschule ins Gespräch, die hier einige Tage verbringt. Er nennt die Schüler liebevoll Hasen. Mit diesen Hasen geht er am nächsten Tag zu einer päpstlichen Audienz nach Rom.

 


18.09.2024

Einmal um den See. Das sind etwas mehr als 40 km mit dem E-Bike. Dabei mache ich noch einen kurzen Abstecher ins Gelände. Als ich nach einigen Kilometern wieder auf die Hauptstrasse zurückkehre bin ich und das Fahrrad völlig verschmutzt. Dieser kleine Abstecher in das Gelände hat auf Komoot ganz einfach ausgesehen... Kurze Zeit später zieht ein heftiges Gewitter auf. Völlig durchnässt gehen wir in einem kleinen COOP noch rasch ein paar Einkäufe erledigen und schliessen die Umrundung ab. Bei unserer Rückkehr steht der Landy in einer grossen Wasserpfütze, so dass wir ihn ein paar Meter nach vorne schieben um im Trockenen zu stehen.


19.09.2024

Das italienische Luftfahrtmuseum Vigna di Valle zeigt prächtig restaurierte Objekte der Luftfahrt. Dabei führt der Rundweg durch verschiedene Hangars, die durch längst vergangene Zeiten ins hier und jetzt führen. Das Museum steht direkt auf einem Militärischen Stützpunkt, wo sich das Personal am Anblick unseres Landy's erfreut. Auch die Lage am See ist schön. So torkeln ein paar Bisamratten in der Gegend herum, ohne sich an unserer Anwesenheit zu stören.

Bei Orbetello finden wir etwas nördlich eine landschaftlich interessante Halbinsel und den etwas abgewrackten Giannella Camping. Dieser wird auf der einen Seite von der Lagune und auf der anderen Seite vom Mittelmeer eingerahmt. An einem der durchgerosteten WC Verschlüsse verletze ich mich am Finger, was noch zu einer schmerzenden Entzündung führen wird. Wir fahren mit den E-Bikes zum Badestrand Tuscany Bay Beach, der etwas ausserhalb des Campingplatzes liegt.


20.09.2024

Die E-Bike Rundfahrt geht über kilometerlange Radwege und führt uns auch durch das Riserva naturale Duna Feniglia, wo es auch noch Wolfsrudel geben soll. Wunderschön sind die weitläufigen Pinienwälder und kilometerlangen Sandstrände. Wir sehen Flamingos, Grau- und Silber-Reiher und eine prachtgrüne Smaragdeidechse, die vor unseren Bikes vorbeihuscht. Dazu künstlich angelegte Fischzuchten.


21.09. - 23.09.2024

Entlang der Mittelmeerküste fahren wir nordwärts nach Marina di Bibbona. Für die 130 km lange Autobahn wird keine Maut verlangt. Und schon bald biegen wir auf den Camping Esperidi ein, der zu unserer Verwunderung nahezu komplett belegt ist. Der einzige noch freie Stellplatz gefällt uns recht gut und die umliegenden Pinien werden von niedlichen Eichhörnchen bewohnt. Abends gehen wir zur Strandbar, wo es ein freudiges Wiedersehen mit Giada gibt.


24.09.2024

Der Wochenmarkt von Cecina ist immer wieder für einen Besuch gut. Bedingt durch die starken Regenfälle gleicht die Hinfahrt der Camel-Trophy :-) Mit den gekauften Ledergürtel und Tüechli gehts weiter nach Marina di Cecina. Unterwegs sehen wir eine Aeromacci, die den Lebensabend vor einem Conad-Lebensmittelgeschäft verbringt. Das Baracchina sul mare ist eine schöne Strandbar die üblicherweise direkt am Blauen Meer steht. Heute ist die See braun und aufgewühlt und die hohen Wellen spritzen die vorderen Tischreihen pflatsch-Nass.


25.09.2024

Hoch über der Toskana steht das mittelalterliche Castagneto Carducci. Auf der knapp 20 km Radstrecke führt ein Teilstückdurch die berühmte, 6 km lange Zypressen-Allee "Strada Provinciale Bolgherese" und entlang von typisch toskanischen Weinbaugebieten. Wo einst Mönche und Handwerker durch die Strassen gingen, flanieren heute vor allem Berner Touristen. Bei feiner Käseplatte und Trüffel-Spagetti beschliessen wir die Besichtigung.


26.09.2024

Den letzte Tag auf dem Camping Esperidi geniessen wir am Strand und an unserem Plätzchen. Dabei überrasche ich eine Schlange, die direkt neben unserer Leiter ein Sonnebad nimmt. Viel zu schnell macht sie sich aus dem Staub. Kurze zeit später schaue ich noch einmal nach und ich finde die wunderschöne Zornnatter. Abends gehen wir ein letztes mal zur Strandbar wo wir uns bei einem tollen Sonnenuntergang mit viel Herzschmerz von Chiada verabschieden. Unsere schmackhafte Aussenküche rundet den Tag ab.


27.09.2024

Nach etwas mehr als der Hälfte der Rückreise biegen wir ab zum Lago di Viverone. Der dortige Sosta Camper zeigt sich als Mischung zwischen Stellplatz und Campingplatz. Eine etwa 16 km lange Radtour bringe ich nach etwa einer Stunde und vielen Eindrücken zu Ende.


28.09.2024

Bei schönstem Wetter packen wir unsere sieben Sachen, bezahlen 20 Euro für den Camping und nehmen etwas Wehmütig die letzte Etappe unter die Räder. Die Fahrt führt uns durch das Aosta Tal, den Tunnel Gran San Bernardo zurück in die regnerische Schweiz.